Einmal um die ganze Welt ...
2017/2018 - Eine Kreuzfahrt mit der MS AMADEA
Noch nie etwas von den San Blas Inseln gehört? Mir ging es genauso. Aber wir haben ja Internet auf dem Schiff und können das allwissende Wikipedia befragen.
Die San-Blas-Inseln werden von etwa 25.000 Kuna, einer indigenen Ethnie Panamas, bewohnt und selbst verwaltet. Sie bewohnen 57 Inseln. Bis heute leben die Kuna überwiegend von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Sie treiben Handel mit Fisch, Hummern, riesigen Krabben und Kokosnüssen. Darüber hinaus vertreiben sie ihre bunten Molas, die weit über die Grenzen Panamas hinweg berühmt sind und an denen bis zu sechs Monate gearbeitet wird. Diese kunstvolle Form der Applikations-Stickerei entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Gegen 11:00 Uhr wurde vor einem klitzekleinen Inselchen mit Namen Aguja der Anker geworfen. Was man sah, war noch schöner als das, was man auf Postkarten oder in Katalogabbildungen angepriesen bekommt.
14 Menschen wohnen ständig hier, die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und sonstigen Waren erfolgt vom nahegelegenen (ca. 5 Km) Festland aus. Auch betreiben sie Landwirtschaft ebenfalls auf dem Festland.
Da wir ja nicht an einer Pier lagen, wurden die Passagiere mit den Rettungsbooten der AMADEA an Land gebracht. Diesen Vorgang nennt man Tendern.
Erfahrungsgemäß ist der Andrang auf die ersten Tenderfahrten sehr groß, deshalb setzen wir erst um 14:00 Uhr über. Da gab es keine Warteschlangen mehr und das Boot war weniger als halb besetzt, wir hatten also bequem Platz.
Eigentlich hatten wir befürchtet, dass die kleine Insel, wenn alle 550 AMADEA-Gäste dort angelandet sind, ob der zusätzlichen Masse im Meer versinken würde, aber das Inselfundament war wohl stabil genug. :-)
Außer uns waren noch einige weitere Touristen da, die vom Festland hierher übergesetzt wurden. Die Menschen verteilten sich gleichmäßig, lagen im Schatten unter den Palmen oder badeten im Meer.
Auf der Insel gab es einige Hütten, ein kleines Restaurant. Ein Dieselgenerator sorgte für elektrischen Strom und es gab auch Duschen und Toiletten. Man hatte ganz vorsichtig eine einfache touristische Infrastruktur aufgebaut.
Die bereits erwähnten Kuna, die indigene Bevölkerung der Inseln und des nahegelegen Festlands sind noch sehr traditionsbehaftet und tragen nicht nur für die Touris sondern auch im Alltag ihre spezielle typische Kleidung.
In der Mitte der Insel boten sie ihre Handarbeiten an, wie Taschen, bestickte Hemden und Blusen, Stoffbeutel und auch die sogenannten Molas. Molas sind, bunte bestickte Quadrate aus Stoff, die für Touristen als Souvenir und für die Kunas selbst als schmuckvolle Applikation für ihre Kleidung dienen.
Bei einer Kunafrau in ihrer Tracht waren wir gerade in Verkaufsverhandlung wegen eines Stofftäschchens getreten, als irgendwo ein Handy klingelte. Besagte Kunafrau griff zielsicher in ihre Bluse, zog ein Handy hervor und begann zu telefonieren. Tradition und Moderne trafen hier urplötzlich und völlig unerwartet zusammen.
Nach dem Telefonat wurden wir uns handelseinig.
Nun ging es darum, die Insel weiter zu erkunden. Also Schuhe aus, diese unter einer Palme deponiert und Start einer Inselumrundung. Aus der einen Runde wurden dann doch zwei.
Irgendwann am späten Nachmittag fuhren wir wieder zurück, nicht ohne zuvor unsere Schuhe unter der Palme wieder einzusammeln.
Um 18:00 Uhr wurde der Anker gelichtet und zurück blieb ein kleines Paradies, das hoffentlich noch lange so bleibt.
Da dies unsere dritte Fahrt durch den Panamakanal war, könnte ich es mir ja ganz einfach machen und einfach auf meine Berichte von 2015 und 2017 verweisen, nämlich:
Link zur Passage 2015 (vom Pazifik in den Atlantik)
Link zur Passage 2017 (vom Atlantik in den Pazifik)
Aber einige Fotos und ein paar Zeilen Text über die heutige Passage will ich dann halt doch spendieren.
Wem allerdings diese Durchfahrtsbeschreibung doch ein wenig zu gerafft ist, sollte tatsächlich mal in die älteren Blogs reinschauen.
Um 4:30 Uhr wurde vor der Einfahrt (auf der Atlantikseite) der Konvoi zusammengestellt, das heißt, die Kanaladministration hat die Reihenfolge der wartenden Schiffe für die Durchfahrt festgelegt und danach ging es los. Das wissen wir allerdings nur vom Hörensagen, denn da standen wir ganz bestimmt noch nicht an der Reling.
Doris hat dann zumindest gegen 7:00 Uhr die Einfahrt in die erste Schleuse, die Gatun-Schleuse mitbekommen, weil sie morgens als erstes ins Badezimmer geht. Ich stand zu dieser Zeit noch unter der Dusche. Wir wurden mit Hilfe von drei direkt aufeinanderfolgenden Schleusenkammern um 26 Meter auf die Höhe des Gatunsees angehoben.
Nach dem Frühstück genossen wir die Fahrt über den Gatunsee, ein künstlich angelegter Stausee, der auch als Wasserlieferant für die Schleusen dient. An den Ufern wuchert der Regenwald.
Unser Schiff wurde ständig von einem Schlepper begleitet. Dieser würde sofort zum Einsatz kommen,um zu verhindern, dass die Fahrrinne blockiert wird, falls wir manövrierunfähig würden.
Gegen 12:00 Uhr erreichten wir die nächste Schleuse, die Pedro-Miguel-Schleuse. Hier konnten wir die komplette Schleusung von A bis Z beobachten. Und es war immer noch genauso spannend wie bei unserer ersten Passage.
Ein gutes Duzend Leute von der Kanalgesellschaft, die sogenannten Muringmänner wechselten während der Fahrt vor der Schleuseneinfahrt von einem Boot auf die AMADEA, und zwar auf die gleiche Art und Weise, wie es die Lotsen auch tun. Über eine Strickleiter klettern sie in eine Einstiegsluke der AMADEA. Das Muringteam legt an Bord dann fest, wo die Drahtseile und Leinen der Treidelloks am Schiff befestigt werden sollen und kontrollieren diese während der Fahrt.
Die Hauptaufgabe der Treidelloks, auch Mulis genannt, ist es, dafür zu sorgen, dass die AMADEA in der Spur bleibt und nicht die Schleusenwand oder gar ein Schleusentor rammt. Insgesamt waren sechs dieser silbernen Loks im Einsatz und hatten die AMADEA mit je zwei Stahltrossen am Haken. Vorne jeweils zwei Loks an der Back- und Steuerbordseite und hinten auch noch mal je eine auf jeder Seite.
Die Pedro-Miguel-Schleuse besteht nur aus einer Kammer und brachte uns auf ein 9 Meter tieferes Niveau.
Nur kurz danach folgte die dritte und letzte Schleuse, die Miraflores-Schleuse, die aus zwei aufeinanderfolgenden Schleusenkammern besteht und uns um weitere16,5 Meter nach unten auf das Niveau des Pazifik brachte.
Falls jemand genau nachgerechnet hat wird er bemerken, dass wir erst 26 Meter angehoben wurden und dann in Summe "nur" um 25,5 Meter abgesenkt wurden. Das liegt einfach daran dass NN (Normal Null) nicht gleich NN ist. Die Oberfläche des Pazifiks liegt ein wenig höher als die des Atlantiks.
Wir passierten Panama-City und erreichten bald wieder die offene See.
Kurzes Video: In der Schleuse Pedro-Miguel
Was die Leute an Bord heute fast noch mehr beschäftigt hat als der Panamakanal, ist die Tatsache, dass heute zusätzlich zu dem normalen Abendessen in den beiden Restaurants "Vier Jahreszeiten" und "AMADEA" ein Beefer-Abend stattfinden sollte.
Was zum Teufel ist das denn. Das Tagesprogramm klärte uns auf:
18:00 - 21:00 Uhr Nicht gegrillt sondern "gebeeft"!
Heute geht es im wahrsten Sinne des Wortes heiß her auf Deck 8 am Pool. Wir „beefen“ heute Steaks bei 800 Grad Celsius in Minutenschnelle.
Dazu reichen wir ein kleines Salat -und Dessertbuffet.
Genießen Sie dazu ein gutes Glas Wein oder ein kühles Bier aus unserem Spezialangebot. (Begrenzte Platzanzahl)
Achtung: „Liebe Leute, wir beefen nicht nur heute!“
Im Verlauf der Reise werden noch weitere Beefer-Abende stattfinden. (wetterabhängig)
Das Ganze fand also statt auf Deck 8, dem hinteren Außendeck auf der 8. Etage des Schiffs. Dieser Teil vom Deck ist quasi die Außenterrasse des Restaurants "AMADEA" und bietet Platz für ca. 50 Leute. Das heißt, wenn jeder der 550 Passagiere in den Genuss eines dieser per speziellen Elektrogrills (3 Stück waren vorhanden) zubereiteten Steaks kommen wollte, könnte es eng werden. Und es wurde eng.
Doris, die auf Deck 9, also über der "Terrasse" an einem Bistrotisch saß (Jupiter Bar) und ein Buch las, bemerkte, dass sich ab halb sechs Leute um die beiden Außentreppen drängten, die von Deck 9 auf Deck 8 führten. Diese Treppen waren aber noch per Flatterband gesperrt. Genau eine solche Menschenansammlung hatte sich auch an den beiden Außentreppen (ebenfalls noch gesperrt) auf Deck 7 gebildet. Und vor der noch geschlossenen Tür des Restaurants "AMADEA" muss es ähnlich ausgesehen haben.
Um Punkt 18 Uhr wurden die Sperren aufgehoben und die Tür des Restaurant geöffnet. Was dann geschah stellt jeden Winter- und Sommerschlussverkauf in den Schatten.
Die Leute stürmten von Deck 9 die Treppen hinunter und rannten zu den Tischen, um diese zu besetzen. Die Kellner hatten in diesem Moment nur eine Überlebenschance, in dem sie sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit brachten.
Sie meinen, ich übertreibe? Nein keineswegs, genauso war es gewesen!
Die Leute, von Deck 7 kommend hatten kaum eine Chance, denn ihr Weg zu den Futternäpfen war um 2 Meter länger und deren Sperre wurde anscheinend 5 Sekunden später als die auf Deck 9 aufgehoben.
Überhaupt keine Chance hatten die Leute, die erst das ganze Restaurant durchqueren mussten, um auf die Außenterrasse zu gelangen.
Die dazwischenliegende Darwin'sche Selektion hatte also erst mal klar geregelt, wer jetzt für eines der Steaks anstehen durfte, die von den Köchen, die auch die Grills bedienten, verteilt wurden.
Ob es bei dem Run Verletzte gab, können wir nicht sagen, da Doris mittlerweile ihren Platz verlassen hatte. Leider hatte sie keinen Fotoapparat dabei gehabt, sodass das Ereignis nur unbebildert geschildert werden kann. Aber eine Schlagzeile ist uns die Sache allemal wert.
Eigentlich hatten wir geplant, gegen halb acht ganz normal in einem der beiden Restaurants essen zu gehen, wollten aber zuvor noch mal nachsehen, welchen Verlauf das Drama an den Grills genommen hat.
An der Grillstation gab es überhaupt keine Warteschlange mehr, die Tische waren zwar noch gut besetzt, aber die Maitre de Restaurant kam auf uns zu und bot uns an, an einem Zweiertisch Platz zu nehmen. Jetzt sahen wir auch, dass noch etliche Plätze frei waren.
Wir ließen uns jeder ein Steak grillen, genau auf den Punkt, wie wir es wollten, mehr als "medium" aber weniger als "well done". Donnerwetter, das war aber gut, zu 100% auf Steakhouseniveau. Da mussten wir uns doch glatt noch einmal Nachschlag holen.
Man darf gespannt sein, ob es tatsächlich eine Wiederholung gibt und ob es wieder gilt: Nur der Stärkere wird überleben.
Der heutige Seetag bot mindestens zwei Höhepunkte. Der eine war das philippinische Abendessen und der andere die Gästeshow.
Da uns das Abendmenü nicht so zusagte, bestellten wir uns in der Jupiterbar jeder einen Cheeseburger. Das klappte auch prima, zumindest beim zweiten Versuch. Die ersten beiden Burger, die man uns servierte, waren eiskalt und der Käse hatte nie eine reelle Chance erhalten, zumindest ansatzweise irgendwo zu schmelzen. Und zumindest lauwarm sollte ein Burger doch schon sein. Im zweiten Anlauf hatte sich die Küche dann mächtig ins Zeug gelegt und es gab nichts zu meckern.
Bei der Gästeshow in der Atlantik Lounge konnte, wer wollte und sich traute, auf der Bühne irgendetwas darbieten. Der Mut der Darsteller, sich auf die Bühne vor ein großes Publikum zu stellen, ist zu bewundern. Aber darf ich ehrlich sein? Man wünschte sich, dass der eine oder andere etwas weniger mutig gewesen wäre. Zumindest war die Show erfreulich kurz.
Ankunft an der Pier in Puntarenas um 4:00 Uhr in der Früh. Der Kapitän möge es uns nachsehen, dass wir sein Anlegemanöver nicht von der Reling aus verfolgten, sondern lediglich im Liegen und im Unterbewusstsein wahrnahmen.
Als wir uns bequemten aufzustehen, stellten wir fest, dass wir nicht alleine an der Pier waren. Ein dicker Pott, die WESTERDAM von der Reederei Holland America Line, sie fuhr schon im Panamakanal direkt hinter uns, hatte jetzt ebenfalls hier festgenmacht. Das Schiff ist mit 2200 Passagieren viermal so groß wie unseres. Die WESTERDAM spuckte unentwegt Menschen aus und mehr als 20 Busse standen bereits aufgereiht auf der Pier; da fielen die paar Männeken von der AMADEA kaum ins Gewicht.
Um 10:00 Uhr, das Gewusel an der Pier hatte mittlerweile nachgelassen, machten wir uns auf den erfreulich kurzen Weg in der Stadt, um uns dort ein wenig umzuschauen.
Es war bunt und laut, denn viele Geschäfte machten per Musik aus großen Lautsprechern auf sich aufmerksam. Hier fand das normale Einkaufsleben der Einheimischen statt.
An der Uferpromenade hingegen gab es alles, was das touristische Herz begehrt. Sie war gesäumt von Verkaufsständen und Tischen mit den üblichen Holz- und Lederwaren und sonstigem, wovon man sich erhoffte, dass es der Kreuzfahrer unbedingt benötigt.
Die junge Dame verkaufte Kugelschreiber und Taschen für eine Oranisation (Hogar Crea Damas), die sich um Drogenabhängige kümmert.
Zum Mittagessen ging es wieder zurück aufs Schiff. Eigentlich wäre jetzt für uns Puntarenas erledigt gewesen, denn um 15:00 Uhr sollten wir ablegen, um nach Puerto Caldera zu schippern, einem nur wenige Kilometer entfernten Containerhafen. Dort sollten wir vor Anker gehen und um an Land zu kommen, muss dann natürlich wieder getendert werden. In der Landgangsinformation von Phoenix über Puerto Caldera, fand man den Vorschlag, man könne mit dem Taxi nach Puntarenas fahren (15 Kilometer), also genau dorthin, wo wir gerade unsere exponierter Lage aufgegeben hatten. Da macht man sich so seine Gedanken über die Sinnhaftigkeit dieser Planung. Es wurde mehrfach vermutet, dass die Pier für ein anderes Schiff freigemacht werden muss. Und gleich ganz weiterfahren, statt vor einem absolut unattraktiven Gelände zu ankern ist deshalb nicht möglich, weil einige Ausflüge erst gegen 18:00 Uhr zurückkommen sollten und irgendwie musste man die Leute ja wieder an Bord bekommen.
Aber es kam alles ganz anders. In der Kabine lag ein DinA4-Blatt, dass erklärte, dass wir hier in Puntarenas bis 24 Uhr bleiben müssen, da noch ein Container mit Lebensmittel erwartet wird, der nicht pünktlich angekommen war.
Damit fiel die Theorie, die Pier würde anderweitig gebraucht, in sich zusammen.
Statt weiter zu spekulieren, fragten wir jetzt einfach mal bei Phoenix nach.
Die AMEDEA hätte ihren Liegeplatz bis 15:00 Uhr verlassen müssen, weil wir wegen des dann einsetzenden Niedrigwassers (Tide) nicht mehr wegkommen könnten und auf das Einsetzen des Hochwassers gegen 24:00 Uhr warten müssen.
Aber der fehlende Container diktierte jetzt den Zeit- und Routenplan.
Merke: Was auf den ersten Blick völlig unsinnig erscheint, hat manchmal dann doch einen tieferen Sinn.
Strand-Fußball-Tennis: 2 Spieler, ein Schiedsrichter und das Spielfeld mit einem Stöckchen in den Sand gekratzt - fertig!
Naja, dieser Fahrplanwechsel bot die Gelegenheit am Nachmittag, noch mal raus zu gehen. Nach einer kleinen Siesta zogen wir also für einen Strandspaziergang noch einmal los. Der lange Strand war pieksauber und auf dem schwarzen festen Sand lief es sich sehr gut, egal ob im Wasser oder auf dem Trockenen.
Nach anderthalb Stunden (17:30 Uhr), wir waren auf dem Rückweg, wurde uns ein Bilderbuchsonnenuntergang präsentiert, der Auge, Herz und Digitalkamera erfreute.
Der kleine Ausflug wurde durch ein kühles wirklich gutes einheimisches Bier (Marke Imperial) in einer urigen Hafenkneipe gekrönt und abgeschlossen. "Pura Vida", das pure Leben, ein geflügeltes Wort und Lebensmotto hier in Costa Rica konnten wir in diesem Moment sehr gut nachvollziehen.
Und der verspätete Container war auch inzwischen angekommen, sodass sein Inhalt in die AMADEA verbracht werden konnte.
Genau wie das Einlaufen um 4:00 Uhr morgens, haben wir das Auslaufen um Mitternacht verschlafen.
Die gestrigen Änderungen hatten auch noch eine, wenn auch unbedeutende Auswirkung für heute, wir kamen vier Stunden später an, nämlich um 11:00 Uhr statt um 7:00 Uhr und verkürzten den Aufenthalt um zwei Stunden.
Aber das war alles kein Beinbruch, denn das heutige Ziel war nicht besonders interessant. Eine große Marina, die höchstens zu einem Drittel mit Booten belegt war, ein großes Hotel ohne Gäste, ein kleiner Strand ohne jede Infrastruktur, sonst weit und breit nichts.
Bahia de Papagayo sollte einmal das Urlaubszentrum von Costa Rica werden, aber die Planungen wurden nicht mit der Umweltbehörde koordiniert, sodass das Projekt wieder eingestampft wurde. Allerdings waren bereits etliche Bauvorhaben realisiert worden, von denen einige wieder platt gemacht werden mussten, ein Fiasko für die Investoren.
Unser heutiges Ziel war daher eher als eine notwendige Zwischenstation auf unserer Route zu sehen. Die Alternative wäre wahrscheinlich ein weiterer Seetag gewesen.
Da wir auf Reede lagen, wurde wieder getendert. Nach dem Mittagessen gegen halb zwei gingen auch wir an Land, spazierten zu der kleinen Badebucht und wieder zurück und beendeten um 15:00 Uhr wieder unsere Stippvisite.
Eine Stunde später legten wir schon wieder ab, weiter Kurs Nordwest die mittelamerikanische Küste hoch.
Eigentlich sollten wir um 12:00 Uhr ankommen, aber verkompliziert wurde der Zeitplan dadurch, dass wegen des sehr starken Winds der Hafen zunächst geschlossen war und wir deshalb unseren Lotsen abbestellt hatten. Dann wurde die Einfahrt doch wieder freigegeben, der Lotse wieder geordert. Der machte sich dann mt dem Lotsenboot auf den Weg zu unserem Schiff und schließlich machten wir dann mit einstündiger Verspätung an der Pier von Acajutla fest. Die Verspätung wiederum machte es nötig, die Abfahrtszeiten für die diversen Ausflüge neu festzulegen, aber da wir nichts gebucht hatten, waren wir hiervon nicht betroffen.
Wir lagen in einem reinen Industriehafen. Aber es wurde ein kostenloser Busshuttle bereitgestellt, der uns zum sogenannten Besucherzentrum, das sich noch innerhalb des Hafengeländes befindet, brachte. Von dort konnte man sich mit einer Bimmelbahn ebenfalls kostenlos nach Acajutla bringen lassen.
Das Besucherzentrum entpuppte sich als eine kleine Anlage mit einem Swimmingpool. Die wenigen bungalowartigen Gebäude dienen wohl als Geräteschuppen und Büros. Eine Reihe von Ständen bot die üblichen Souvenirs, Cola und gepresste Fruchtsäfte an. Das Ganze wurde großflächig mit fröhlichen Rhythmen beschallt und das freie WLAN-Netz war ob der vielen Nutzer restlos überfordert. Eine Treppe führte zu einem kleinen Strand, der von einigen wenigen genutzt wurde. Damit ist das Zentrum ausführlich und komplett beschrieben.
Der Run auf die Bimmelbahn, die ca. alle Stunde abfuhr war zunächst sehr groß, sodass wir das Halbdrei-Bähnchen davonfahren ließen.
Eine Stunde später hatte sich die Situation total entspannt.
Die Bahn zockelte durch trostloses Hafen- und Industriegelände zum Hafenausgang und erreichte so nach 10 Minuten "ziviles" Terrain. Die ersten Hütten tauchten auf, alles sehr einfach und ärmlich, oftmals sehr abenteuerliche Wellblechkonstruktionen. Wohlstand ist hier für die Meisten ein absolutes Fremdwort. Die Menschen an der Straße und vor ihren Behausungen winkten uns fröhlich zu. Logisch, für sie sind wir genauso Exoten wie sie für uns.
Das städtische Müllabfuhrwesen ist wohl nicht ganz so gut organisiert wie in Deutschland. Überall an den Straßenrändern liegt vor allem Plastikmüll herum.
Die "Station", wo man hätte aussteigen können, war an einem Supermarkt. Dort sollte die Bahn in etwa 40 Minuten wieder vorbeikommen. Die Alternative war, sitzen zu bleiben und durch Acajutla zu zuckeln. Da noch kein Mineralwasser auf unserer Einkaufswunschliste stand, war die Stadtrundfahrt sicher eine gute Wahl.
Nach einer guten Stunde endete die Rundfahrt wieder am Besucherzentrum, von wo uns der Shuttlebus zurück zum Schiff brachte. Raus aus der Affenhitze, rein in die klimatisierten Räume und ab unter die Dusche. Man kann als Tourist das Land, die Gegend oder die Stadt, die man gerade besucht hat, einfach hinter sich lassen, als ob man mitten in einem Film das Kino verlässt.
Abends um 20 Uhr brachte uns das örtliche Jugendorchester noch ein halbstündiges Ständchen, was etliche Passagiere noch mal vor das Schiff oder zumindest auf das Promenadendeck lockte. Die Bewohner der Balkonkabinen, vorausgesetzt, sie lag auf der richtigen Seite, in diesem Fall die Steuerbordseite, hatten es naturgemäß besonders bequem, dem Konzert beizuwohnen.
Erst am späten Abend um 22 Uhr hieß es Leinen los mit Kurs auf Mexiko.
Der Tag fing gut an. Das Frühstück musste unterbrochen werden, weil ganz nahe am Schiff eine Menge Delfine ihre Sprünge vollführten. Gegen solch ein Schauspiel hatte das Spiegelei mit Speck keine Chance.
Fotos gibt es allerdings nicht - was soll ich mit einer Kamera beim Frühstück?
Jetzt weiß ich es - Delfine fotografieren!
Wegen zu erwartendem Sturm fiel der für den Abend geplante erneute Einsatz der Beefer-Öfen aus.
Ein weiteres Ereignis, die Crewshow fand statt. Hier präsentieren sich Leute von der Mannschaft, wie Kabinenstewards, Kellner, Köche etc. auf der Bühne. Wir hatten eigentlich vor, die Show zu besuchen, schließlich verriet uns unser Kabinensteward, dass er einen Song von Joe Cocker zum Besten geben würde. Allerdings sind wir in Harry's Bar in einer netten Gesprächsrunde hängengeblieben.
Bei der nächsten Crewshow wird es aber sicher klappen.
Huatulco ist ein typischer Ferienort am Fuße des Gebirges Sierra Madre del Sur. Jetzt bei unserer Ankunft früh um 9:00 Uhr hätte es allerdings wenig Sinn gemacht das Feuerzeug zu zücken, wie man es bei den Zillertaler Schürzenjägern zu tun pflegt, wenn sie die Sierra Madre del Sur besingen, da die Sonne schon viel zu grell vom Himmel brannte.
Wir hatten gehört, dass man sich mit einem Bötchen durch die Buchten schippern lassen kann, also gingen wir dieses Projekt an. Das erste Angebot lag bei 100 US-$ und der Skipper ließ sich nur auf 80 $ runterhandeln. Beim nächsten Versuch lag der Startpreis bei 60 $ und man einigte sich auf 50 $. Dafür hatte man das Boot (und den Bootsführer) für sich alleine. Bruno, so hieß unser Steuermann, war schon alleine durch seine Erscheinung das Geld wert.
Die zweistündige Bootsfahrt selbst war genau genommen ziemlich unspektakulär. Landschaft, Strände, Felsen und wir schaukelten ganz ordentlich auf den Wellen, das war schon alles. Bruno beschränkte sich mit den Erklärungen auf das Nötigste. Also genau die richtigen Zutaten, um die Seele baumeln zu lassen, wir genossen jede Minute.
Das Gesicht im Felsen. Bruno wies uns auf diese Formation hin, wir hätten sie sonst glatt übersehen. Ich hoffe, der Betrachter dieses Fotos kann das "Naturwunder" erkennen.
Nach dem Ende der Fahrt gab es noch den folgenden kurzen Dialog.
Bruno: "Extra tip for the captain?" (Zusätzlich ein Trinkgeld für den Kapitän?)
Peter: "Tip is already included with the 50 $." (Das Trinkgeld ist bereits in den 50 $ enthalten.)
Dann haben wir alle drei herzlich gelacht und verabschiedeten uns.
Während Bruno wieder auf Kundenfang ging, durchstreiften wir den Ort. Wir besichtigen eine kleine, sehr schmucke exklusive Hotelanlage und beendeten unseren Landgang am Strand in einem Restaurant, wo wir uns einen frisch gepressten Orangensaft genehmigten.
Der Abend wurde wieder auf Geheiß der Reiseleitung als Galaabend zelebriert. Das schrie natürlich wieder nach Schnitzel durch den Zimmerservice. Aber wieso sollten wir uns eigentlich in der Kabine verstecken? Also bestellten wir, wie üblich telefonisch, über die Rezeption unser "Gala-Schnitzel" und ließen es uns auf dem Außendeck, in der Jupiterbar servieren. Hier war es zu dieser Zeit wie leergefegt. Die LED-Laterne auf dem Tisch und die laue Abendluft machten aus einem profanen Schnitzel ein exklusives Candlelightdinner unterm Sternenhimmel.
Acapulco, die mondäne Metropole der Schönen und Reichen, Treffpunkt des Jetsets, so war das früher wohl mal. Das Nachtleben soll immer noch etwas Besonderes hier sein, aber heute Abend werden wir ja schon wieder weg sein.
Geblieben sind eigentlich nur noch die berühmten Felsenspringer und die Festung El Fuerte de San Diego. Beide "Pflichtprogramme" hatten wir bereits auf früheren Reisen abgearbeitet, sodass wir den heutigen Tag locker angehen konnten.
Gleich am Hafenausgang befindet sich ein kleiner Park, von wo aus man zu einem kleinen Bootsanleger gelangt. Von dort bringen Ausflugsboote die meist mexikanischen Ausflügler zu einem schönen Strand mit perfekter Infrastruktur (Sonnenschirme, Liegen, Restaurant, Toiletten, etc.) und holen sie später wieder ab.
Obwohl wir gar nicht baden wollten, kauften wir uns trotzdem ein Ticket (ca.6 US$), weil wir wussten (ebenfalls von früher), dass dies eine unterhaltsame Fahrt wird.
Bis zur Abfahrt, um 11 Uhr sollte es losgehen (so stand es auch auf dem Ticket), hatten wir noch 1 ½ Stunden Zeit, die wir zu einem Bummel an der Uferpromenade nutzten.
Pünktlich eine viertel Stunde vor Abfahrt fanden wir uns wieder am Ableger ein, das Boot war zwar da, aber ansonsten herrschte dort gähnende Leere. Kurz vor 11 bestiegen wir den Kahn, unser Kartenverkäufer begrüßte uns fröhlich und dann geschah lange nichts. Plötzlich nach einer halben Stunde strömten auf einmal jede Menge Menschen auf das Schiff und kurze Zeit später ging es tatsächlich los.
Der Bootsführer plapperte unentwegt über Lautsprecher zu seinen Passagieren, wovon wir natürlich kein Wort verstanden (Spanisch).
Nach 20 Minuten Fahrt hatte der Hilfsmatrose seinen großen Auftritt. Er sprang ins Wasser, schwamm zu einem Felsen, kletterte diesen hoch (geschätzte 5 - 10 Meter) und sprang mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser.
Unser persönlicher Felsenspringer.
Zurück an Bord nahm er gerne Applaus und Trinkgeld entgegen.
Damit war das Unterhaltungsprogramm aber noch nicht zu Ende. In der Mitte des Decks wurden jetzt Klappen geöffnet und gaben den Blick auf einen Glasboden frei. Ein weiterer Mensch tauchte unter das Boot und lockte mit einem Seeigel in der Hand einige bunte Fische an.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die "Madonna unter Wasser" über die man das Boot lenkte. Zwar erkennt man nicht viel, wenn man eine ungefähr zwei Meter hohe Statue genau von oben betrachtet, aber man kann zumindest erzählen, dass man auch dieses touristische Highlight gesehen hätte.
Am Badestrand angekommen, entließ das Schiff die badefreudigen Passagiere an Land. Die badeunfreudigen, also nur Doris und ich, fuhren wieder zum Ausgangspunkt zurück und genossen fast genau wie gestern die Exklusivität der Fahrt mit einem schönen Blick auf die Bucht von Acapulco und die Skyline der Metropole, während unser Felsenspringer das Deck schrubbte.
Am Nachmittag war unser Ziel der nahegelegene "Zocalo", der sogenannte Hauptplatz des alten Acapulco. Hier sollte das Leben sprudeln und der Punk abgehen. Garküchen, fliegende Händler, Akrobaten, Musik und die Bewohner der halben Stadt treffen hier zusammen. Was wir nicht bedacht hatten war, dass dies nur für das Wochenende gilt und heute war Mittwoch.
Unser Ausflug wurde dadurch ein wenig aufgewertet, dass es uns in einen kleinen Elektronikladendiscounter verschlug, wo wir für kleines Geld einen Bluetooth-Kopfhörer erstanden, leider nur mit einer spanischen Bedienungsanleitung.
Auch hier verweilten wir länger. Etwa 10 Kids werden im Basketball trainiert. Der Trainer musste praktisch einen Sack Flöhe hüten.
Um halb sieben, es war schon dunkel, wir waren wieder am Hafeneingang angelangt, sahen wir, dass "unser" kleiner Park von heute früh bevölkert war. Eine große Gruppe, meist Frauen, machte Aerobic, eine weitere gymnastische Übungen. Übrall wurde gejoggt, geturnt und gute Laune versprüht.
Trotzdem mussten wir uns irgendwann von diesem Schauspiel losreissen, um noch in den Genuss des Abendessens zu kommen.
Um 21:00 Uhr legten wir ab, konnten noch einmal das Lichtermeer aus der gesamten Bucht von Acapulco bewundern, während am Heck wieder mal eine Auslaufparty in vollem Gang war.